Chronik des Jägercorps

1826 Gründung des Schützenverein

Eng verbunden mit der Geschichte der Fleckengemeinde Dahlenburg ist die Geschichte des Dahlenburger Schützenwesens. Denn bereits im Jahre 1289 wurde Dahlenburg durch Herzog Otto „Der Strenge“ das Stadtrecht verliehen. Die Überlieferung besagt, dass jede Ansiedlung mit Stadtrecht auch eine eigene Schützengilde oder Schützen- bzw. Bürgerwehr besaß – so auch in unserem Dahlenburg.

In den napoleonschen Zeiten wurde jegliche Schützentätigkeit durch die französischen Besatzer verboten und dies wurde auch durch die herrschende Armut der Bevölkerung unterstützt. Erst nach den Befreiungskriegen 1813 sollte das Schützenwesen allen Orts wieder aufblühen. Die Menschen sehnten sich danach, das vaterländische Brauchtum und die Schützentradition wieder aufzunehmen und fortzuführen. Alsbald sollte ein Schützenverein gegründet werden, den wir aus heutiger Sicht als Start einer langen Geschichte des Dahlenburger Schützenwesen verstehen. Am 14. Mai des Jahres 1826 vollzogen einige „Vollbürger“ Dahlenburgs die Gründung des „Schwarzen Korps“. Als Uniform diente der Gehrock oder ein schwarzer Anzug mit einem Zylinder. Nur den „Vollbürgern“ war es erlaubt sich am „Schwarzen Korps“ zu beteiligen. Die „Halb- und Viertelbürgern“ durften sich seiner Zeit nicht uniformieren.

Das Schützenfest wurde jedoch von allen Bürgern gemeinsam beim Gastwirt Ohlmeyer gefeiert. Als Tanzsaal diente der Pferdestall und der Scheibenstand wurde auf dem Horstberge errichtet. Um 1840 kam der Amtsvogt Uhthoff nach Dahlenburg. Er erkannte die günstige Lage des „Dorn“ und begann hier den Schützenplatz anzulegen. Die Bürger mussten unentgeltlich bei der Herrichtung des Platzes helfen. Aus der damaligen Anpflanzung ist das heutige schöne Buchen - und Eichen Gehölz entstanden. Später kauften sich die Brüder Lammers das Grundstück und ließen 1854/55 ein modernes Schützenhaus mit wundervollen Sälen, großer Kegelbahn und Galerie errichten. Diese Anlage konnte nun ganzjährig genutzt werden und diente ebenso als Ausflugsziel vieler Familien. Leider konnten die Brüder Lammers das Schützenhaus nicht lange halten, es verkam und musste in den folgenden Jahren abgerissen werden. So mußten die Dahlenburger Schützen ihr Schützenfest wieder in Zelten feieren, bis wiederum ein Neubau im Jahre 1901 fertig gestellt wurde.

 

1862 Gründungsjahr des Jägercorps

Die Nicht-Uniformierten nannte man auch „Die Rauhbeine“. Sie durften nicht am Ummarsch teilnehmen, wohl aber am Schießen auf die Königsscheibe. Und so musste es kommen, dass in den 60iger Jahren der Bäcker Pfaland Schützenkönig von Dahlenburg wurde - ein Nicht-Uniformierter. Am Abend des 2. Pfingsttages hing weithin leuchtend folgendes Transparent an seinem Haus:

Man sagt uns die Beine rauh,

es sind ja keine Schützen,

der Schwarze zielt und trifft genau,

das Kleid kann uns nicht nützen.

Und so wurde der Wunsch der „Rauhbeine“ nach einer Uniformierung laut. Es entstand das „Grüne Korps“ von 1862 – das heutige Jägercorps. In der Gründungsversammlung erklärten sich mehrere Mitglieder zur Anschaffung einer Uniform bereit. Diese Uniformierung lehnte sich an die althannoverschen Uniformröcke der Jäger und den Mützen nach österreicherischer Vorlage an und wurde bis in die 40iger Jahre des 19. Jahrhunderts getragen. Bereits am ersten Schützenfest 1862 nahmen die „Grünen“ als selbstständiges Korps mit einer stattlichen Anzahl von Schützen teil, wodurch der Schützenumzug an Farbenpracht – zur Freude der Bevölkerung – wesentlich gewann.

 

Grüner Gehrock

 

Korpslied

„Ein Horrido, ein Horrido, ein Weidmannsheil;

ein Horrido, ein Horrido, ein Weidmannsheil.

Aber eins, aber eins, das bleibt bestehen,

das Jägercorps wird niemals untergehen.

Aber eins, aber eins, das ist gewiss,

vorm Jägercorps da haben sie alle Schiss.“

         sobald König im Jägercorps ändert sich die letzte Strophe auf:

"Aber eins, aber eins, so seid ganz Ohr,

der Schützenkönig ist im Jägercorps."

 

1895 Gründungsjahr des Joppenkorps

Im April 1895 wurde das dritte Korps des Dahlenburger Schützenvereins gegründet, das „Joppen Korps“. Das Gründungsprotokoll wurde von 34 Mitglieder unterschrieben und liegt noch heute vor. Es geht aber nicht daraus hervor, was die Veranlassung zur Gründung des „Joppen Korps“ gab. Vermutungen lassen darauf schließen, dass die hochgeschlossene Uniform des „Jäger Korps“ an heißen Tagen zu warm und natürlich ein schwarzer Gehrock keine Alternative war.

Umzug durch Dahlenburg 

v.r.n.l. Blaskapelle, Korps der Jäger, Korps der Schwarzen, Korps der Joppen

 

1911 Kaiser Wilhelm I I .

Beim Schützenfest 1911 wurde der beste Schuss beim Königsschießen für seine Majestät Kaiser Wilhelm II. abgegeben.

Der Schützenkönig Koopmann, der Senator Päpper und der Bürgervorsteher Hartmann gaben für den Kaiser 3 Schuß auf die Königscheibe ab. Ihr hervorragendes Schießergebnis mit drei Knopfschüssen sollte an diesem Tage weiteres Aufsehen erregen. Denn ein Schuss blieb bis zum Abend der Beste. So wurde gegen halb 7 seine Majestät Kaiser Wilhelm II. zum Schützenkönig von Dahlenburg ausgerufen und proklamiert mit dem Königsband. Die Repräsentation der Königswürde übernahm der Kommandeur Bürgermeister Soltau. Telegraphisch bat das Schützenkommitee den Kaiser, das Amt des Dahlenburger Schützenkönigs anzunehmen. Kaiser Wilhelm nahm die Ehre an und stiftete einen Orden, der bis heute an der Königskette des Dahlenburger Schützenkönigs hängt. Seine Königsscheibe hängt noch heute in unserem Schützenhaus.

 

1950 Wiederaufbau des Schützenwesens

Ein Pionier in der Zeit der Nachkriegsjahre war Walter Wegener. Obwohl er kein Kommandeur oder Schaffer (Präsident) war, war er doch hauptverantwortlich für den neuen Zeitgeist des Jägercorps. Er hat das Korps mit seinem Arbeits- und Kameradschaftsstil mit neuem Leben erfüllt. Ihm und auch durch das Tragen der neuen Jägerjoppe – die heutige Uniform der Jäger - ist es zu verdanken, dass ab 1950 eine Weichenstellung geschaffen wurde, die der Ausgangspunkt eines Jägercorps mit einer hervorragender Zukunft war. Alte Traditionen wurde in das „neue“ Korps mit hineingenommen. Unvergessen bleibt das ernste Erleben, wie die Jäger 1954 in der „alten“ Uniformierung - im langen grünen Waffenrock mit grüner Mütze - ihrer Tradition erinnerten, die heimgegangen Valentin Euler, Karl Zieseniss und Walter Wegener ehrten. Dabei auch all derer gedachten, die über die Generationen hinweg - vom Anfang der Bepflanzung des Festplatzes Dorn, bis zur Einweihung des neuen Schießstandes – sich für Tradition und Brauchtum engagierten.

Zu erwähnen gilt es auch dem Jägerkameraden Franz Kreysa, der sich in der Aufgabe des Adjutanten für sein Korps einsetzte. Vielen ist er noch als "Divisionspfarrer" im Gedächtnis. Ihm ist es zu verdanken, das man von der „Garde“ spricht, wenn man das Jägercorps meinte. Unvergessen bleibt auch sein Humor und Gewandtheit bei den Redeschlachten zwischen den Korps an den Pfingsttagen.

 

1962  100 - jähriges Jubiläum

Ein eindrucksvolles Erlebnis, das die hochgespannten Erwartungen noch bei weitem übertraf, war 1962 die Hundertjahrfeier des Jägercorps. Einmalig wie die Kameraden des Jägercorps das Schützenhaus zu einem "grünen Dorn" schmückten. Es wurden die Pfeiler und Balustraden mit Tannengrün versehen. Mächtige Girlanden spannten sich quer über den ganzen Saal, von einer Seitenwand des Schützenhauses zur anderen.

Jägerhauptmann Albert Schuer durfte eine stolze Anzahl von Festteilnehmern, die zahlreichen Majestäten und viel Prominenz im Schützenhaus begrüßen. Erster Höhepunkt der Feierstunde war das Verlesen des Festgedichtes – verfasst vom „Ehrenzahlmeister“, der Jäger Rodolf Kamin – durch den damaligen Oberjäger Hugo Duschek. In der Festansprache wurde rückblickend den Gründern des Korps und den vielen Kameraden gedacht, die in Liebe zur Heimat, zum Verein – für viele ein Lebenswerk – sich einsetzten. Das Korps eint eine gute und disziplinierte Kameradschaft, und es eroberte sich einen geachteten Platz in unserem Schützenverein und in unserer Heimat. Weiterer Höhepunkt sollte die Fahnenweihe der neuen Jägerfahne werden, die die alte „Dahlenburger Königsfahne“ als Korpsfahne ablöste. Alle Fahnen des Dahlenburger Schützenvereins, auch die der erschienenen befreundeten Nachbarvereine nahmen in der Saalmitte Aufstellung, umringt von allen anwesenden Schützen. Die Schülerin Elisabeth Korte sprach das Weihgedicht. Landessportleiter Hans Bosch vollzog in feierlicher Form die Weihung der neuen Jägerfahne und nahm sie so in die Gemeinschaft des Deutschen Schützenbundes auf.

Nach Abschluss der Gratulationscour mit zahlreichen Überreichungen von Fahnennägel, folgten alle Teilnehmer, die Fahnen und zahlreichen Majestäten voran und geleiteten von allen Dahlenburger Schützen als Fackelträger, den „Demmigs Bläsern“ auf den Dahlenburger Markt. Der Platz, den ein bengalisches Buntlicht erhellte, dessen Qualm dem Ablauf eine eigentümliche andächtige Stimmung gab. Ein riesiger Halbkreis von Fackeln umstellte das alte Kriegsdenkmal, vor der von Scheinwerfern hell erleuchteten Johanneskirche, als die Musik den großen Zapfenstreich intonierte. Mit dem Deutschlandlied endete eine weihvolle und würdige Feier, die allen Beteiligten verdeutlichte, wie wichtig es ist, sich an der Tradition aufzurichten und sie mit Stolz fortzuführen.

 

1987  125 - jähriges Jubiläum

Einmalig in der Geschichte des Dahlenburger Schützenvereins war die Durchführung einer Schießwoche, vom 4. bis 9. Mai, anlässlich des 125-jährigen Jubiläums des Jägercorps. Annähernd 500 Schützen und 90 Mannschaften kämpften im fairen Wettstreit um Mannschafts- und Einzelpokale. Die Organisation wurde auf viele Hände verteilt, so übernahm Karl-Heinz Burmester die Leitung zum Auswerten der Schießergebnisse, teils bis tief in die Nacht. Heinz Wolf, der damalige Jäger-Spieß, organisierte mit seinem Team den Gesamtablauf und sorgte für das leibliche Wohl.

Begonnen wurde das Schützenfest bereits am Freitagabend, den 5.Mai, mit einem Kommersabend. Es wurden alle Schützenbrüder mit Ihren Begleitungen, die Schützenschwestern und die Jungschützen des Dahlenburger Schützenvereins eingeladen. Auch die Bevölkerung des Dahlenburger Fleckens waren herzlichst eingeladen.

So herrschte ein reger Zulauf und das Schützenhaus war bis zum letzten Platz gefüllt. Den musikalischen Rahmen übernahm die weit über Dahlenburgs Grenzen hinaus bekannten "Fidelen Lopautaler".

Um in diesem Jahr wieder den Schützenkönig zu stellen, lies sich der Hauptmann Hugo Duschek für seine Jäger eine weitere Motivationsspritze einfallen. Faßte sich der Hauptmann während des Gesanges des Korpsliedes an sein rechtes Ohr, so sangen die Jäger in der dritten Strophe ..... Aber eins, Aber eins, nun seid ganz Ohr, der Schützenkönig kommt ins Jägercorps. Und so sollte es kommen, das Jägercorps stellte ab dem 1. Pfingstag den Schützenkönig, einen Jubiläumskönig. Am Abend auf dem Königsball sangen die Jäger dann ....Aber eins, Aber eins, nun seid ganz Ohr, der Schützenkönig ist im Jägercorps. Dieser Wechsel in der dritten Strophe wurde für die zukünftigen Schützenfeste übernommen und hat bis heute seinen Bestand.

 

 

 

Zusammenfassung

Das Jägercorps hat es hervorragend verstanden, Kameraden aus den eigenen Reihen zum Hauptmann zu führen, die sich der Tradition verpflichteten, sich mit den anderen Korps immer auf respektvoller Weise auseinander zu setzten. Als Höhepunkte sind hier die Schlachtreden zu Pfingsten zu erwähnen. Sie wurden mit viel Leidenschaft, bissigem Humor und trotzdem in fairer Art geführt. Doch ist den Hauptleuten noch etwas ganz besonderes gelungen. Das Verständnis im Jägercorps - auch im heutigen Zeitgeist - zu erhalten, dass es nicht den einzelnen, sondern immer das Korps – alle Jägerkameraden – in der Gesamtheit zu betrachten gilt. Nach dem Motto, dass der Hauptmann zwar der Kapitän ist, das Schiff aber nur mit der ganzen Mannschaft zu fahren ist! Dieses Verständnis führt auch zu dieser besonderen Kameradschaft die uns Jäger verbindet.

 

 

Die Hauptleute des Jägercorps

     1862 -1950

    Kommando wurde durch Bürgermeister/Magistrat geführt

    1950 - 1954  

    Walter Wegener

    1954 - 1970

    Albert Schuer

    1970 - 1988

    Hugo Duschek

    1988 - 2003

    Heinz Wolf

    2003 - 2006

    Michael Weber

    2006 - 2016

    Sven Taeger

    2017 - 2019

    stellvert. Friedian Rosseburg

    2019 - ????

    Martin Främcke

 

Vorerst endet diese Chronik hier, aber sie wird

durch unser tägliches Tun jeden Tag neu geschrieben.

In diesem Sinne grüßt das Jägercorps

mit seinem Schlachtruf :

 

H O R R I D O - J O H O

 

 

Entstehung des Horrido - Joho

Es begab sich zu einer Zeit, da Friedrich der Große bei der Vorbereitung des Ersten Schlesischen Krieges erkannte, dass die bestehende Struktur seiner Truppen zwar gut war, jedoch noch optimiert werden könnte. Für die reibungslose Verlegung seiner Truppen benötigte er gewandte Männer, die sich in der Geländeausnutzung auskannten. So begründete er - bekanntermaßen mit der Kabinettsorder vom 24. November 1740 - das Reitende FeldJägercorps. Die Angehörigen des Korps rekrutierten sich ausnahmslos aus Forstbeamten bzw. Anwärtern für den gehobenen und mittleren Forstdienst - demnach Jägern. Diese brachten naturgemäß nicht nur ihre Erfahrungen sondern auch ihre Sitten und Gebräuche mit. Dazu zählte auch - wenngleich nicht historisch belegt, so doch nachvollziehbar - der Ehrenruf der Jäger: „Horrido".

Das „Horrido" des Jägers, als Hochruf bei festlichen Gelegenheiten ausgebracht, wird durch die Anwesenden mit „Jo-ho" beantwortet. Der Ursprung der Worte reicht indes wesentlich weiter zurück, als das Reitende Feldjägerkorps es vermuten ließe: Der Hetzruf des Rüdemeisters, des Führers der Hundemeute bei der Sauhatz, „Ho, Rüd` ho", ist der Ursprung des ersten Teils. Aus „Ho, Rüd`, ho" ist im Mittelhochdeutschen (etwa 1050 bis 1350), das „Horrido" geworden. Auch der zweite Teil des Schlachtrufes, der Antwortruf „Jo-ho" entstammt wohl dem Jagdgeschrei bei Saujagden. Auch hier kann die Aufforderung des Rüdemeisters an die Hetzhunde „Jo, ho, ho, rüd o Huch su" als maßgeblich angenommen werden.

Seitenanfang                           Home